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Schweigen  brechen Kindesmissbrauch und mehr....

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Vorwort

 

Bevor ich von meinem Klinikaufenthalt berichte, möchte ich erst einmal noch etwas vorab schreiben.

 

Mein erster und einziger Kontakt zu einer Therapeuten war eine einzige Stunde zum Erstgespräch. Zuvor habe ich all die Jahre geglaubt, das ich es allein hinbekomme und keine Hilfe nötig habe. Doch als ich mich entschloss mir die Hilfe zu holen, ging die Suche los.Hatte unzählige Therapeuten angerufen, doch die Chance war sehr gering einen Platz oder gar einen Termin zum Erstgespräch zu bekommen und habe mich auf unzählige Wartelisten setzen lassen.

 

Doch dann hatte ich Glück und fand schließlich doch jemanden der mich zumindest anhören wollte. Ich ging mit einem sehr gemischtem Gefühl dort hin und wollte mir einreden, das ich das gar nicht brauche und ich hatte auch Angst vor einer Abweisung. Bildete mir ein das meine Probleme nicht groß genug seien um eine Therapie zu rechtfertigen. Das war meine große Kunst all die Jahre, meine Kindheit einfach herunter zu spielen.

 

Diese eine Stunde hat mein Leben verändert. Die Therapeutin machte mir sofort klar, das ich dringend in eine Klinik müsste, weil ich nicht stabil genug für eine ambulante Therapie war und unter diesen Umständen wie ein Kartenhaus zusammenbrechen würde. Für mich kam es erst nicht in Frage, schließlich habe ich auch noch Kinder und meine Arbeit, wie sollte das gehen.

 

Hatte mir aber die Adresse von der Klinik geben lassen um zumindest mir die Unterlagen anfordern zu können. Es waren unzählige Blätter die ich ausfüllen musste und ich Verstand zu dem Zeitpunkt nicht, wozu das alles gut sein sollte.

 

Ich brachte meine Unterlagen persönlich zur Klinik um sie mir zumindest einmal anzuschauen. Drei Wochen später hatte ich mein Erstgespräch und weiter drei Wochen hatte ich einen Platz.

 

 

 

Ich war vom 18.05.2004 bis 19.08.2004 in der Ameos Klinik-Traumastation- in Bremen.

Die erste Zeit  war eine besonders schwere Zeit, da ich zuvor noch nie in einer Klinik war und sich das erste Mal in meinem Leben, alles nur um „MICH“ drehte. Oft hatte ich das Gefühl, das ich den Aufenthalt nicht überstehe und wollte es einige male abbrechen.

Zu der Zeit hatte ich auch noch sehr starke Eheprobleme und wollte meine Ehe beenden. Heute weiß ich, dass ich nur wieder weglaufen wollte, “ weglaufen “ vor meiner Vergangenheit.

 

Es passierte soviel in den 14 Wochen, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Ich sollte nach 11 Wochen die Klinik verlassen, doch durch den Tod meines Bruders, hatte ich die Möglichkeit (Kriseninventition)  länger zu bleiben. Dafür möchte ich mich noch bei Fr.Dr.Marschner und Fr.Schuepp bedanken.

 

Ich bin so froh, dass ich die Entscheidung getroffen hatte, dort hin zu gehen und  werde für Intervalle wieder in die Klinik gehen.

Es wird dort für jeden Patienten zu Beginn in der Einzeltherapie ein individueller Behandlungsplan zusammengestellt.

 

Folgende Bausteine werden dort angeboten:

 

-Einzeltherapie

Man bekommt dort 2 Einzelgespäche die Woche (Ich dachte immer das sei zu wenig und konnte es kaum abwarten, aber 2x die Woche ist wirklich mehr als genug).

 

- Gruppentherapie

Es gab eine reine Frauengruppe und eine gemischte Gruppe, dort wurden Gespräche geführt die nichts mit dem Einzelnen zu tun hatte, sondern allgemein das Thema  Trauma. Wir haben alles über unsere Krankheit erfahren und die Gründe dafür warum wir so sind wie wir sind. Ich habe all die Unterlagen gesammelt und sie mit nach Hause genommen, so das mein Mann mich auch bzw. meine Krankheit besser verstehen konnte. Diese Gruppe war genauso wichtig wie die Einzelgespäche selbst.

 

-Psychoedukative Gruppentherapie

 

-Gestaltungs- Ergotherapie

Es gab dort viele Materialen mit denen man arbeiten konnte, wie z.B. Holz, verschiedene Malmaterialien, Steine, Traumfänger…

Die erste Zeit wusste ich nicht genau was ich machen sollte. Ich fing mit Speckstein an, Traumfänger und nach 6 Wochen hatte ich das Malen entdeckt und das ist nun zu meinem Hobby geworden. Ich male mit Acryl, Aquarellstiften und Pastellkreide. Es gab Zeiten wo ich fast an nichts teilgenommen hatte, aber das Malen holte mich oft aus meinem Tief wieder heraus.

 

Bewegungstherapie

 

Krisen und Stressbewältigungstechniken

 

Imaginations- und Stressbewältigungstechniken

Die Imaginationsübungen wurden täglich gemacht, z.B. Baumübung, Innerer Garten, Sicherer Ort, Tresorübung….Das sind Übungen um eine innere Stabilität zu finden. Diese Übungen muss man immer wieder üben. Es gibt ein Buch und eine CD von Luise Reddemann.

Ich habe es schon einige male angewendet, das erste Mal nach der Klinik zur Beerdigung meines Bruders, es ist wirklich eine tolle Sache.

 

Angstexpositionstraining

 

Traumabearbeitende Therapiemittels EMDR, Screentechnik oder Beobachtertechnik

 

Familien- oder Paargespräche

 

Soziotherapie

 

Aromatherapie

Das ist eine tolle Therapie zum Entspannen, man wurde bei sanfter Musik mit Ölen massiert (Fuß, Hand, Rücken, Nacken oder einfach nur ein Entspannungsbad).

 

Qi-Gong

Eine chinesische Heilgymnastik, ein System von Atmungs- und Meditationsübungen. Arbeit mit der Lebensenergie. Durch QiGong-Übungen wird das Energieniveau gesteigert und Energieblockaden können im Körper gelöst werden. Das Immunsystem arbeitet dadurch wirkungsvoller und Krankheiten kann man vorbeugen und  heilen. Es dient zur Stärkung  von Körper und Geist.

Zu Anfang habe ich gedacht was das bringen soll, doch nach ein paar Tagen hatte ich gemerkt wie gut es mir tat und da es täglich stattfand, machte es mir sehr viel spaß. Auch hier heißt es üben,üben,üben!!!!

Ich mache es Zuhause auch weiter, nur nicht mehr ganz so regelmäßig.

 

Sport

Es gab dort verschiedene Sportarten.

 

 

Auf der Station waren 18 Patienten, wobei der Männeranteil recht gering war. Es war ein tolles Gefühl unter Menschen zu sein, wo man nicht viel erklären muss und wo man sich so geben konnte wie man nun halt ist. Es gab gemeinsame Aktivitäten und auch Freundschaften wurden  geschlossen. Wir waren einfach füreinander da, natürlich gab es auch Streitigkeiten  untereinander, wo man am liebsten nach Hause gegangen wäre. Es war für mich, wie in einer anderen Welt, eine Welt die ich noch nicht kannte.

Oftmals wurde mir das auch alles zuviel und ich wollte aufgeben, weil es eine sehr anstrengende aber auch eine wirkungsvolle Therapie ist. Für mich war das schlimmste, das mich in der Zeit keiner Besucht hatte (außer mein Mann und meine Kinder). Viele hatten es versprochen und mich von Woche zu Woche vertröstet. Selbst zu meinem Geburtstag den ich dort verbringen musste, kam niemand….

Ein paar Frauen, die ich sehr lieb gewonnen habe und teilweise noch im guten Kontakt stehe, haben mir eine Geburtstagtorte gebacken und haben mir somit geholfen über das Alleinsein hinweg zu kommen.

 

Einige male hatte ich mir gewünscht, das mich dort einfach für ein paar Stunden jemand rausholt, der mir einfach mal was anderes zeigt, weil ich mich auch etwas hin und hergerissen fühlte.

 

Mit den Wochen änderte sich mein Denken und ich nahm vieles ganz bewusst an, da ich schon einiges gelernt und auch verstanden hatte. Mein Mann wurde mein Freund und durch den Tod meines Bruders wusste ich wo mein Platz war, nämlich bei meiner Familie Zuhause. Von da an machte es mir richtig spaß die Wochenenden wieder nach Hause zu gehen, weil ich auch dort verstanden wurde.

 

Ich weiß dass ich noch einen weiten Weg vor mir habe, aber ich werde nicht aufgeben. Nun habe ich mich von zwei Familienmitgliedern getrennt und auch der Freundeskreis ändert sich. Es gibt einige unter unserer „Freunden“ die ich auch aussortieren muss, aber dafür habe ich eine gute Freundin, meine Seelenfreundin Gitta dazugewonnen und meine langjährige Freundin Andrea steht nach wie vor zu mir. In meinem Gedicht was ich geschrieben habe „Freundschaft“ ist es recht deutlich, weil man einfach nicht viele wahre Freunde hat.

Am glücklichsten macht mich, das mein Mann nicht nur mein Mann ist, sondern auch mein Freund und ich hätte nie gedacht, dass es funktionieren kann.

 

So das war ein kurzer Überblick meines Klinikaufenthaltes und sobald ich mein Intervall hinter mir habe, werde ich auch davon berichten.

Alles Liebe

Karin

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